Die Reddelicher Hufe V

Von Reinhold Griese (Recherche), Familie Kruth (Archivmaterial), Ulf Lübs (Text, Layout).

Die ehemalige Hufe V, vielen unter Hof Kruth bekannt, ist heute (2021) wieder Eigentum der Familie Kruth und wird von Familienmitgliedern bewohnt. Landwirtschaft wird dort im Nebenerwerb auf dem Hofgelände betreiben. Der Acker ist verpachtet. Die Hufe ist, Dank der Kooperation der Familie Kruth, gut erforscht und wird an dieser Stelle ausführlich beschrieben. Sie ist auch die einzige Reddelicher Hufe, deren Eigentümer sich dem politischen Druck der jungen DDR nicht durch Flucht nach Westdeutschland entzogen hatten.

Clas Frame ist der in den Akten der zuerst aufgeführte Hauswirt der Hufe V.

1717 löste Detlof Trede Clas Frahme ab.

1732 heiratete Heinrich Bull Anna Trede und übernahm die Wirtschaft. Augenscheinlich nach dem Tod von Clas Frahme.

1755 war die Stelle zunichte gefallen, weil Heinrich Bull gelähmt war. Der Knecht Claus Joachim Kruth aus Stülow wurde vom Amt als Hauswirt eingesetzt. Das Wohnhaus war baufällig. Die Scheune war drei Jahre alt. An Vieh waren acht Pferde, zwei Kühe, zwei Starken, ein Kalb, drei Stiere, eine Sau, zwei Pölken, sieben Zuchtgänse und zwölf Hühner vorhanden.

1773 starb Claus Joachim Kruth und Andreas Bull übernahm die Wirtschaft.

1812 gab es wieder einen Wechsel bei der Bewirtschaftung des Hofes. Als Interimswirth wurde der Dienstbote Hans Joachim Oemick eingesetzt, weil der Gehöftserbe erst acht Jahre alt war.

1830 übernahm Joachim Heinrich Kruth die Stelle.

1867, zur Volkszählung, lebten im Bauernhaus:

  • Der Hauswirt Joachim Kruth (geb. 1805) mit Ehefrau Sophie (geb. 1812) und den Kindern Johann (geb. 1839), Sophie Stark (geb. 1841), Elisabeth (geb. 1844), Louise (geb. 1847) Joachim (geb. 1851), sowie dem Schwiegersohn und Knecht Joachim Stark (geb. 1842) und der Enkeltochter Minna Stark (geb. 1867 ).

Im Katen des Gehöftes:

  • Der Einlieger und Weber Johann Hagedorn mit Ehefrau Maria (geb. 1812), in Doberan hielt sich am Zähltag Mina Hagedorn (geb. 1849)auf;
  • Der Einlieger Heinrich Fink (geb. 1829) mit Ehefrau Magarethe (geb. 1836) sowie den Kindern Heinrich (geb. 1859) und Maria (geb. Jun 1867) und
  • Die Altenteilerin Sophia Scharen (geb. 1817) .

1869 starb Heinrich Kruth. Obwohl Johann Kruth schon mündig war, durfte er den Hof nicht übernehmen. Erst als er verheiratet war, bekam er 1874 die Bestätigung als Hauswirt. Er übernahm die Ländereien von 57 ha, 8 a und 81 m² mit Zubehör. Die jährliche Pacht betrug nach der Ertragsaufstellung 969,15 Reichstaler. Den Erbpachtvertrag erhielt er erst 1882 als sein Sohn Wilhelm 1881 geboren wurde. Das Kaufgeld betrug 21.025 Mark.

In Vorbereitung der Erbverpachtungen wurden die Hufen im Domanium vermessen und Register angelegt. Die Familie Kruth hat das der Hufe V über die Jahre aufbewahrt und der Redaktion dankenswert zur Verfügung gestellt.
Akribisch registriert wurde seinerzeit jede noch so kleine Fläche. Das verschafft uns heute einen guten Überblick über die damalige Nutzung der Hufe. Dargestellt wurden die Flächen in Quadratruten als auch metrisch. Die Nutzung wurde unterteilt in: Garten, Acker, Wiesen, Weiden und unbrauchbares. Aufgeführt wurde auch die Steuermeßzahl.
In der Summe gehörten Zur Hufe V 57,0881 ha Land, davon 4335 m² Garten, 46,8691 ha Acker, 6,5815 ha Wiesen, 2753 m² Weiden und 2,9287 ha unbrauchbares (sonstiges). Unterteilt wurde das Register in 95 Einzelflächen.
Aufgeführt wurden u. a.: Steinmauern als Grenze zu den Nachbarn, ein Backhaus, drei Mergelgruben zur Kalkgewinnung, halbe Gräben als Grenze zu Nachbarn. Bei Gewässern wurde unterschieden in: diverse Gräben, Sölle (9), Wasserloch (1) und Wasser (2).
Was mit "Befriedigung an der Brusower Wisch", immerhin 3425 m² bemeint war konnte nicht ermittelt werden. [33]


1882 wurden auf den Ländereien der der Hufe V die Häuslereien 10 bis 15 errichtet. 1.234 Q-Ruten (~2,6 ha) wurden 1887 zum Bau der Bahnstrecke zur Verfügung gestellt.

1891 brach ein Feuer im Pferdestall aus, wodurch der Stall mit den sechs Pferden ein Raub der Flammen wurde. 1891/92 wurde der Hof wieder aufgebaut. Ein Viehhaus, ein Schweinestall und ein Backhaus wurden neu gebaut.


1900, zur Volkszählung, lebten im Bauernhaus:

  • Der Bauer Johann Kruth (geb. 1839) mit den Kindern Wilhelm (geb. 1881), Heinrich (geb. 1883) und Marie (geb. 1886);
  • Die Schwester Louise Schröder (geb. 1847) mit Ehemann Joachim Schröder (geb. 1848) und
  • Der Knecht Wilhelm Finck (geb. 1876) und das Dienstmädchen Minna Schumacher (geb. 1880)

1914 übernahm Wilhelm Kruth die Wirtschaft.

1925 wurde das Wohnhaus umgebaut.

1926 wurde das Kanonkapital von 21.025 Mark in 5.255,76 Goldmark lt. Gesetz vom 16. Juli 1925 aufgewertet. Der Aufwertungsbetrag wurde ins Grundbuch eingetragen. Es mussten vom 1. Januar bis 30. Juni 1925 1,2 Prozent und vom 1. Juli. bis 31. Dezember 1925 2,5 Prozent Zinsen gleich einbezahlt werden. Ab 1. Januar 1926 waren 3 Prozent und ab 1. Januar 1928 waren 5 Prozent Zinsen fällig.

1935 wurde der Bauernhof in die Amtsrolle beim Gericht in Kröpelin als Erbhof eingetragen.

1945 lebten auf dem Hof Wilhelm Kruth mit Frau Ida (geb. Baade) und den Kindern Willi, Paul, Otto und Dora. Nach Kriegsende wurden auf dem Hof einquartiert: Rudolf Bohn (geb. 10/1939); Familie Hermine Ehresmann mit den Kindern Ewald und Lotti; Julius und Else Packnitz, Liesbeth Fellert sowie Wilhelm und Martha Gresens mit den Kindern Werner und Christian.

1953 starb Wilhelm Kruth und sein Sohn Otto übernahm den Hof.

1956 wurde die Bauernstelle in die 1954 gegründete LPG Typ III Glückliche Zukunft eingegliedert.


Artikel aktualisiert am 28.03.2024