In der Häuslerei № 22 in Reddelich, der Stellmacherei Susemihl, wurde 1945 eine Kommandantur der Roten Armee eingerichtet. Dazu requirierte die Rote Armee Haus und Werkstatt der Stellmacherei. Für die Familie bedeutete dies, ihr Haus binnen kürzester Zeit, nur mit dem, was sie am Leib tragen konnten, zu verlassen. Der Sohn von Werner Susemihl, Horst, erinnert sich dazu:
Artikel aktualisiert am 19.03.2024Wir standen buchstäblich auf der Straße, bis Frau Wilsky (Häuslerei № 39) meiner Mutter anbot, auf Ihrem Dachboden, wo bereits mehrere Flüchtlinge untergekommen waren, zu übernachten. Dort lagen wir wie die Heringe in der Dose auf den Dielen und konnten uns die Dachziegel von unten anschauen.
Horst Susemihl [48], 2013
Später kamen wir bei unseren Nachbarn, der Familie Westphal (Büdnerei № 17) unter. Nach Abzug der "Russen", wie die Angehörigen der Roten Armee damals besser nicht genannt werden sollten, konnten wir wieder zurück in unser Haus. Leider sind in dieser Zeit viele Unterlagen abhanden gekommen, dafür haben uns die "Rotarmisten", wie eine halboffizielle Bezeichnung für Sowjetsoldaten lautete, kiloweise Gewehrmunition hinterlassen. Deren Besitz war bei Strafe verboten, also mussten meine Eltern zusehen, wie sie diese schnellstens loswurden. Wenn ich mich richtig erinnere, hat meine Mutter die Munition irgendwo vergraben. Wo, sollten wir Kinder – verständlicherweise – nicht wissen.