Es ist gute Tradition geworden, am ersten Wochenende im Juli, im Familien- und Freizeitzentrum (FFZ) groß zu feiern. Das Dorffest von 2008 wurde von einem Dorffestkomitee organisiert, in dem der Kulturverein die Helfer aus der Feuerwehr, hilfswillige Privatleute und den Gemeindearbeiter koordinierte. Sabine Hügelland berichtete über das Fest:
Artikel aktualisiert am 16.04.2023Seit 831 Jahren existiert Reddelich. Krieg übern Gartenzaun gibt es dort nicht Dafür einen Kulturverein und eine Dorfzeitung.
Feste feiern die Reddelicher gerne. Kein Wunder. Es herrscht gute Nachbarschaft. Heute haben die 698 Einwohner einen triftigen Grund zu feiern: Ihr Dorf hat Geburtstag. Wurde 1177 gegründet. Ist also 831 Jahre alt und hieß damals Raducle. So wie heute die Dorfzeitung. Trine Klöcking, der angeblichen Hexe, wurde 1653 in Reddelich der Garaus gemacht. Vielleicht hatte sie zu viel gefeiert. Der wirkliche Grund ihrer Hinrichtung ist nicht bekannt.
Jedes Jahr findet in Reddelich ein Sommerfest statt, auf das sich die Anwohner freuen. „Immer schön so ein Treff, um sich mal wiederzusehen“, freut sich Heike Marienfeldt. Sie arbeitet als Verkäuferin im Bäckereiladen. Dem einzigen Lebensmittelgeschäft im Dorf. Ganz klar, dass dort auch ein Treffpunkt ist. Freundliche Worte und Neuigkeiten ausgetauscht werden. Dazu gibt es echte Leckereien. Vieles nach alten Rezepten: Brötchen ohne Luft, dafür dick mit Teig gefüllt, und Kuchen mit fetten Streuseln. „Keine Schicki-Micki-Torten. Das mögen die Einwohner hier nicht“, sagt Heike Marienfeldt und schmunzelt. Sie übernahm 1995 das Geschäft von den Schwiegereltern, die ihrerseits das Bäckerhandwerk dort etwa 40 Jahre lang betrieben hatten. Vor sechs Jahren verkaufte sie an Yvonne Harms. Die neue Bäckerin und ihr Ehemann Mario arbeiten in der Backstube. „Sie wusste, dass Mario ein sehr guter Geselle war“, so Yvonne Harms freundlich. Der anzumerken ist, dass sie Spaß an der Arbeit hat.
Heinz Schulz ist Wehrführer einer etwa 43-köpfigen Freiwilligen Feuerwehr. „Wir haben das Sportfest am Freitag organisiert. Helfen heute beim Aufbau des Festes“, so der 60-Jährige. Nachwuchsprobleme hat die Wehr nicht. Jedoch: Wir freuen uns über jeden Neuen.“ Auch sein Vater, Willi Schulz, war einst in der Wehr. Zum Fest möchte er gehen. Ist ja auch nicht weit. Gleich auf der anderen Straßenseite. „Freue mich, dort Bekannte zu treffen“, so der 86-Jährige, der auch der älteste männliche Einwohner ist und schon sein Leben lang in Reddelich wohnt. Veränderungen in der Zeit? „Leider gibt es keinen einzigen Bauern mehr hier. Und dass, obwohl Reddelich früher ein reines Bauerndorf mit acht Großbauern war“, bedauert der Senior. Vieles wurde abgerissen. Eine Scheune gehört der Fleischerei Hackendahl und wird als Feierscheune genutzt. Nicht weit davon entfernt: Das ehemalige Haus des Großbauern Barten. Es sieht einem kleinen Gutshaus ähnlich. Barten besaß um 1922 einen Kohlanbau im großen Stil und betrieb eine Obstplantage. Auf der stehen heute Einfamilienhäuser. Die Kohlscheune wurde vor ein paar Jahren abgerissen. In der Nähe lebt Rosi Lübs. „Hier werden die Feste immer sehr liebevoll gestaltet, so die Kosmetikerin. Die Organisation hat seit einem Jahr der Kulturverein inne. Einwohner, die ein Händchen fürs Gestalten und Organisieren haben. Etliche Dorfbewohner sind selbstständig. Einige sind entlang der B105 zu finden, die sich durch den Ort zieht. So auch Ralf Schildt, der als Sanitär-und Heizungsfachmann arbeitet. Am Ortsausgang in Richtung Kröpelin befindet sich ein Industriegebiet, erbaut in den 90er Jahren. In den ehemaligen Büroräumen der LPG können Motorräder gekauft werden. Reddelich feiert heute kräftig – und lädt ein, es gleich zu tun.
Sabine Hügelland im Juli 2008