Diese, am 8. Mai 1945 unterzeichnete Kapitulation, besiegelte nicht nur das Ende des Zweiten Weltkrieges, sondern auch das des Deutschen Reiches. Die Quittung für diesen Politwahnsinn der Deutschen war immens und wirkt noch heute nach. Ein Großteil der Bausubstanz in den Städten war beschädigt oder zerstört. Wirtschaft funktionirte bestenfalls rudimentär. Auf der einen Seite verloren etwa 7 Millionen Deutsche durch Kriegseinwirkung ihr Leben. Auf der anderen Seite ergoss sich, durch die Gebietsverluste im Osten, ein gewaltiger Flüchtlingsstrom über das Land.
Deutschland wurde zur Verwaltung durch die Siegemächte UdSSR, USA, England und Frankreich in Besatzungszonen aufgeteilt. Mecklenburg gehörte zur Sowjetischen Besatzungszone (SBZ). Diese existierte formal bis 1990, wenn auch als teilsouveräner, weltweit anerkannter Staat. Westdeutschland ist de jure noch heute (2022) ein fremdbesetztes Land mit eingeschränkter Souverinität.
Bis zum allmählichen Aufbau einer funktionierenden Selbstverwaltung wurde Deutschland über Kommandantenbefehle der jeweiligen Militäradministrationen regiert. In Mecklenburg wurde die Verwaltung durch die Sowjetische Militäradministration (SMAD), durch Kreis- und Ortskommandanturen ausgeübt. Diese regierten auf der Grundlage von Befehlen. Auch in Reddelich wurden Kommandanturen eingerichtet. So in der Villa Franck, an der Ecke B 105 – alter Glashäger Weg und kurzzeitig in der Häuslerei Nr. 22, der Stellmacherei Susemihl.
Trotz seiner bekannten Mitgliedschaft in der NSDAP wurde Wilhelm Rowoldt im Mai 1945 als Bürgermeister in Reddelich eingesetzt. Die kommissarische Stadtverwaltung von Bad Doberan bestätigte ihn, in Abstimmung mit der sowjetischen Kommandantur, wegen seiner guten Arbeit im Amt.
Die Bodenreform war für Reddelich, als reines Bauerndorf, relativ bedeutungslos. Kriegsbedingte Enteignungen gab es nicht und somit auch keine keine Flächen zur Verteilung. Es erhielten lediglich einige Büdner und Häusler Ackerland vom Gut Steffenshagen.
In Brodhagen wurde das landeseigene Gut aufgesiedelt und neun einheimische sowie zwölf Umsiedlerfamilien erhielten eine Neubauernstelle.
Die Zahl der Einwohner stieg durch die Kriegsflüchtlinge rasant an. 1939 hatte Reddelich 376 Einwohner. Im Mai 1945 waren es bereits 578, im August 648 und im Dezember wurde der Höchststand von 891 Einwohnern erreicht, also mehr als das Doppelte von 1939. Danach ging die Zahl der Einwohner, hauptsächlich durch Weiterzug von Flüchtlingen in den Westen, stetig zurück.